Welpen Uni
Prävention von Problemverhalten.
Ziel unserer Welpen- und Junghundeerziehung ist es, Sie und Ihren Welpen bzw. Jung Hund fit für den Alltag zu machen. In dem wir das nötige Hintergrund Wissen vermitteln schaffen wir die Voraussetzung, dass der Hundebesitzer im Alltag situationsgerecht auf seinen Hund reagieren kann.
Die Sozialisierungsphase ist entscheidend für das weitere Leben des Hundes und prägt ihn dauerhaft!
Solange dein Hund von deinen Führungsqualitäten überzeugt ist, damit er versteht, was du möchtest, musst du vor allem klare Signale senden und ihm deutlich zeigen, welches Verhalten du dir von ihm wünscht, damit der Hund weiß, was gemeint ist, muss der Besitzer einen hundetypischen Führungsstil entwickeln und sich hundeverständlich verhalten.
Der richtige Umgang mit Welpen.
Diese Regeln können je nach Zeit und Entwicklung des Hundes geändert werden – je nach Erfolg und Bedarf des Besitzers.
Die beste Zeit zum Lernen ist die Nachprägephase (bis zur 16. Lebenswoche). Bitte nutzen Sie in dieser Zeit jeden Tag um etwas Neues zu erlernen und zu entdecken. Danach wird es sehr viel schwieriger oder unmöglich.
Achten Sie darauf, dass er KEINE dramatischen Erfahrungen macht. Wenn etwas passiert, sofort wiederholen und es positiv verknüpfen z.B. der Hund fällt in einen Teich und gerät in Panik, sofort zurück zum Wasser bringen und dort füttern oder ihm positiv zeigen, dass Wasser keine Gefahr darstellt.
Bis zum Alter von 16. Wochen IMMER angeleint mit dem Welpen die Umgebung, neue Situationen, andere Tiere und Menschen kennenlernen.
Wir belohnen den Hund mit Leckerli , (später mit zufriedener Körpersprache- Lächeln). Dieses muss er sich bei uns selbst abholen. Wenn der Hund abgelenkt ist, NICHT mit einem Kommando oder Pfeifen, Schmatzen oder ähnlichem die Aufmerksamkeit zum Leckerli herstellen sondern körperaktiv dazwischen gehen, um den Blickkontakt zum "Problem" abzubrechen.
Der Liegeplatz darf sich an keinem strategischen Ort, wie z.B. unter Tischen, Treppen, neben Heizungen usw. befinden. Für Kinder ist der Liegeplatz tabu. Der Wassernapf sollte am Anfang neben dem Liegeplatz stehen. Der Welpe sollte keine Möglichkeit haben sich zu verstecken (unter Schränken, Tischen usw.)
Stubenreinheit trainieren: Nach jedem Fressen, Trinken, Toben und Schlafen wird der Welpe sofort nach draußen an einen bestimmten Platz gebracht. In dem Moment, in dem er sich gerade löst, stellen Sie ein Kommando dazu z.b. "mach Pipi" (es wird so lange wiederholt, bis "Pipi machen " beendet ist).
Rituale vermeiden: Z.B. Schuhe anziehen = Spazieren gehen, Schlüssel nehmen = Tür geht auf, Kühlschrank öffnen = Essen. So kann der Hund viele Dinge vorausschauen und uns manipulieren. Wir versuchen jedes Mal den Ablauf zu ändern.
Körperaktiv arbeiten (nonverbal): Statt das Wort „ Nein“ zu sagen, blockiert man den Hund mit dem Körper und drängt ihn zurück. Anschließend zeigt man ihm eine richtige Alternative und bestätigt mit Leckerlis. Ignoriert man das Verhalten des Hundes bedeutet dieses „Ja“, also das Verhalten ist erlaubt. Alles was ist nicht verboten ist, versteht der Hund automatisch als erlaubt. Das heißt: Falsches Verhalten wird abgebrochen, richtiges bestätigt (Erziehung).
Beispiel: Ein Reiz/Auslöser (z.B. Klingeln) erzeugt ein Verhalten (zur Tür laufen). Durch Kontrolle und Einschränkung schneiden wir den Weg (körperaktiv) ab und belohnen ein anderes Verhalten (z.B. hinsetzen). Durch Übung schaffen wir ganz andere Verhalten „hinsetzen“ bei dem Reiz „Klingeln“.
Spielen mit dem Menschen bedeutet geistige Beschäftigung, wie Kommandos und Tricks beibringen. (Training) (80 Kommandos bis 6 Monate sind möglich) Verknüpfung im Kopf herstellen z.B. Finger hoch = Sitz.
Methode A: (sekundäre Konditionierung): Der Hund agiert – der Mensch reagiert und bestätigt.
Der Hund zeigt zufällig ein Verhalten. Der Mensch zeigt und sagt dazu ein Kommando und bestätigt dann sofort. Wenn der Hund beispielsweise gerade Pipi macht, könnte das Kommando „Mach Pipi“ lauten. Mit dem Finger zeigt man auf die Stelle, wo sich der Hund gerade befindet. Nach einiger Zeit kann man den Spieß umdrehen und dieses Verhalten abrufen.
Methode B: (primäre Konditionierung): Der Mensch agiert und bestätigt - Der Hund reagiert.
Der Mensch erzeugt das gewünschte Verhalten. Z.B. die Pfote festhalten und dieses mit dem Kommando „Gib Pfote“ belegen und sofort bestätigen. Der Hund wird schnell verstehen um was es geht.
Beispiele: Den Hund auf die Seite legen -Kommando "Tod" aussprechen und bestätigen.
Den Hund umdrehen -Kommando "Rolle"
Den Hund durch die Beine locken mit Leckerli -Kommando "Slalom"
Spielzeuge: Kein Überlassen von Ressourcen. Kauartikel oder Spielzeuge immer nur unter Aufsicht geben. Nie frei zu Verfugung lassen.
Durch Spielzeuge kann man unbewusst für der Hund Triebe erzeugen. Bälle zu werfen fördert den Jagdinstinkt. Der Hund wird allem nachjagen, was sich schnell bewegt: Jogger, Fahrradfahrer, Vögel, andere Tiere, rennende Kinder usw.
Zerrspiele: Alle Ressourcen gehören von Anfang an ausschließlich dem Menschen. Durch Zerrspiele stellt man dies aus Hundesicht infrage, weil man um z.B. Spielzeug „streitet“. Um dem Hund ein Spielzeug wegzunehmen, fasst man solange unter den Kiefer des Hundes bis er es loslässt. Dies kann man mit dem Kommando „Gib“ verknüpfen.
Richtiger Umgang mit dem Ball (Kommando „Apport“). Bälle zu werfen fördert den Jagdinstinkt. Den Ball bitte leicht werfen und den Hund körperlich blockieren, dass er nicht hinterherlaufen kann. Dann mit Leckerli belohnen, dass er geblieben ist. Wenn der Ball nicht mehr in Bewegung ist, ein Kommando „Gib“, „Bring“, oder „Apport“ als Tausch beibringen. Am Anfang den Ball nur hinter dem Rücken und nur ca. einen Meter weit werfen, danach in alle Richtungen üben. Wichtig ist, dass der Hund nicht schneller als der Mensch ist und Erfolg hat!
Aufmerksamkeitstraining (Blickkontakt). Leckerlies in Augenhöhe halten, Hände auseinander ziehen und auf Blickkontakt warten, dann sofort bestätigen. Zum Üben auch mal nur die linke oder rechte Hand einzeln nehmen, im Stehen, im Sitzen an verschiedenen Orten, auch draußen üben und generalisieren.
Futterprovokation – Antiködertraining: Nie vom Boden essen erlauben, immer selbst aufheben und aus der Hand geben! Zum Trainieren ein Leckerli auf den Boden legen und ganz kurz mit der Hand bedecken. Wenn der Hund versucht es zu nehmen, ihn blockieren( körperaktiv eindrängen ) und auf Augenkontakt warten. Dann selbst aufheben und dem Hund geben. Um den Reiz zu erhöhen, Leckerlies auf den Boden schmeißen und mit Fuß bedecken oder Wurst auf Tischecke legen (provozieren mit neuen Reizen)…
Autotraining: Am Anfang nur kurze Strecken und möglichst mit verschiedenen Fahrzeugen fahren. Den Hund auch immer mal kurz alleine im Auto lassen, beispielsweise morgens beim Bäckerbesuch – aber NIE bei sonnigem oder auch nur warmem Wetter! (in 20 Minuten kann der Hund überhitzen und sterben!)
Alleine bleiben: Es ist sehr wichtig, dass der Hund nicht in dem selben Zimmer schläft, wie der Besitzer. Denn so lernt der Hund, alleine zu bleiben und entwickelt so kein Kontrollverhalten. Der Hund soll ca. 5 Minuten alleine im Zimmer angeleint oder in der box gelassen werden. Der Besitzer soll die Wohnung wortlos verlassen und ohne Begrüßung zurück kommen, die Zeit allmählich immer etwas verlängern.
Niemals bei Bellen oder Jammern zurückkommen! Sonst lernt der Hund, dass er mit dieser Methode uns beeinflussen kann und jammert die ganze Zeit wenn er alleine ist oder etwas erreichen will. Wenn möglich ignorieren oder erstmal ablenken.
Leinentraining: Der Hund wird erstmal nur beim spazieren gefuttert aus der Hand. Das Futter/die Leckerlies immer am Körper halten (nicht in Maul stecken! der Hund holt sich es selbst ab). Wenn der Hund stehenbleibt, auf gleicher Höhe auch stehenbleiben und ihn motivieren mit essen zum Weiterlaufen. Wenn er zu weit nach vorne zieht, sofort stehen bleiben, wenn er weiter zieht dann körperaktiv zurückdrängen. (So verdient der Hund sein Frühstück, Mittagessen nur aus der Hand). Bei grossen Rassen es sollte nicht mehr als 1/2 der Tagesdosis sein. Abends kann roh 1/2 aus der Schüssel gefüttert werden bei Barfen.
Kein Freilauf vor der 16. Lebenswoche und danach nur wenn Aufmerksamkeit- und Leinentraining abgeschlossen sind, sonst lernt der Hund Selbstständigkeit und braucht den Menschen zum Entscheidungen treffen nicht mehr. (Das sind meistens Bauernhof Hunde, gerettete Straßen Hunde oder alleine in Garten gehaltene oder Hunde mit vielen Freiheiten)
Hundebegegnungen – Mensch – Hund.
Wichtig: Der Welpe geht auf fremde Menschen zu, nie umgekehrt! (Geben Sie dem Hund die Möglichkeit zu zeigen, ob er überhaupt die Begegnung haben will).
Der Hund (und auch der Mensch) brauchen eine Privatsphäre von ca. 70 cm – 2 m, welche ohne Zustimmung nicht betreten werden soll. Wenn der Hund für den Kontakt bereit ist, zeigt er dies dadurch, dass er sich quer stellt. Bei Menschen Begegnungen ist darauf zu achten, dass diese sich nicht ohne Erlaubnis dem Hund nähern, gegebenenfalls müssen Sie das verbieten.
Fremde Hunde sollen ignoriert werden, kein „Hallo“ sagen, kein Schnuppern und Begrüßen an der leine. Nur mit dem Besitzer (dieser streichelt zuerst der fremde Hund) zusammen den Kontakt erlauben und nur bei sozialen Hunden stattfindet..
Typische „Hundespiele“, wie Rennen und Anspringen, mit fremden Hunden, soll man SOFORT blockieren. Der Hund spielt nicht, es wird der Hetzinstinkt ausgeübt sowie Mobbing und Dominanz. (Aus solchen, im menschlichen Verständnis harmlosen Spielen, wird der Hund in seiner Dominanz oder Ängstlichkeit bestätigt.)
Wir wollen einen Begleithund haben, dem wir beibringen, dass er immer bei uns bleiben darf.
Bei Spielen Artgenosse unterscheiden wir zwischen Initialspiel, Kontaktspiel, Rennspiel und Solitärspiel.
Das Spielverhalten wird definiert als ein Verhalten ohne Ernstbezug. Im Spiel werden Verhaltensweisen (Instinkte) geübt, beispielsweise der Beutefang, Verteidigung, Kampf und das Sexualverhalten. Es wird Mut, Erfahrung, Kontrolle der Beißintensität und Unabhängigkeit geprüft um Rangordnung zu stellen. Mit Spaß hat es nichts zu tun! Wir wollen von die allen Trieben den Futter und Rudeltrieb fordern andere Triebe vermeiden. Deswegen der Kontaktspiel, Initialspiel und Rennspiel ist nicht erwünscht!
Rennspiel: Hier dominiert die Rollenverteilung „Verfolger-Verfolgter“ (hetzen ist gefordert).
Kontaktspiel: Bei Beißspielen gibt es einen Angreifer und einen Verteidiger (Verteidigung Methoden, selbstbewusst und Dominanz wird ausgeübt).
Initialspiel: Dies sind Spielaufforderungen, die auf einen Partner gerichtet sind. ( Rangordnung wird, bei nervöse oder unsichere Hunde, in Bewegung ausgeführt).
Solitärspiel: Dieses richtet sich immer auf ein Objekt. Animation zum Mitspielen entsteht durch Stimmungsübertragung ( Meute trieb).
Mein guter Rat: Der Hund soll nicht die Erfahrung machen, dass Triebe vorhanden sind. Vorbeugen kann man dem z.B. damit, dass man zunächst nur in Gebieten spazieren geht, wo die Möglichkeit zum Jagen gering ist – besser durchs Dorf laufen, als im Wald die Jagt erfahren und genießen.
Die Triebe (Instinkte, innere Grundlagen) sind hierarchisch und benötigen immer einen Auslöser:
- Selbsterhaltungstrieb – Angst, Not
- Hetztrieb – Bewegung (Ball)
- Jagdtrieb – Beute, Spielzeug
- Beutetrieb- Beute kontrollieren/verteidigen
- Futtertrieb – Essen/Leckerlies (fordern)
- Teritorialtrieb - Teritorium
- Rudeltrieb – abhängige Person (fordern)
- Meutetrieb - allein sein (Mitmacher)
- Pflegetrieb - soziale verhalten (fordern)
- Fortpflanzungstrieb – Hormone,
Durch Triebe motivieren wir Hunde zum Verhalten. Deswegen wollen wir von allen Trieben den Futtertrieb, Rudeltrieb und Pflegetrieb fördern, um unser Ziel zu erreichen.
Der Trieb ist eindimensional. Deswegen wird jedes Raubtier auf den Auslöser (bewegliches Ziel) erbkonditoniert reagieren – das eine schneller, das andere langsamer. Es gibt kein Raubtier, das nicht jagt und unsere Hunde bilden da keine Ausnahme. Das Jagen zu bestrafen, ist wie der Versuch, dem Hund das Atmen zu verbieten. Deshalb sollten wir besser die Möglichkeit vermeiden. Abrufsignale sind leider nichts wert, da die Triebhandlung bereits stattgefunden hat und die Triebe nicht veränderbar sind. Der Hund kann nur eine Handlung gleichzeitig machen, deswegen kann er uns einfach nicht hören.
Ein Hund denkt rational. Gefühle wie Kälte, Druck, Angst und Schmerz werden durch die Nerven und den Tastsinn wahrgenommen. Diese Gefühle werden wahrgenommen, aber nicht beurteilt, nur mit einem positiven oder negativen Ergebnis verknüpft. Ein Hund fällt kein Urteil darüber, er nimmt es einfach wie es ist ohne nachzudenken.
Ein Mensch denkt emotional. Emotionen (Liebe, Ärger, Rache, Freude, Mitleid…) sind eine besondere Qualität des Fühlens. Das ist jedoch nur eine menschliche Eigenschaft, leider hat nur das Menschliche Gehirn die Möglichkeit zu fühlen. Eine Emotion setzt ein objektives Gefühl voraus und meistens zwingt sie uns zu einer Handlung wie z.B. Rache, Trost.
Emotionen beim Hund ist ein Wunschdenken, keine Realität.
Beispiele:
Körpersprache | Emotionale Menschinterpretation | Tatsache |
Abgewandt liegen | ist beleidigt | Provokation vermeiden |
Vorderkörper Tiefstellung | will spielen | Überforderung, Stress |
Kopfhaltung tief | ist traurig | Unterordnung, Bereitschaft |
Umkreisen | Hüten, freut sich | kontrollieren |
Hochspringen | Pöbeln | Hilfe suchen, Leitung suchen |
Kräftiges Gähnen | ist müde | Stresssituation |
Kopf/Pfote auflegen | sucht Trost | Beanspruchung |
Rute wedeln | freut sich | Erwartung, Geruchsverteilung (sich sichtbar machen durch persönlichen Geruch aus Analdrüse) |
Viel Kratzen, Lecken | ist verlegen | Überforderung, Stress |
Kontakt liegen | Soziale Bindung | Kontrolle |
Wie gebe ich meinem Hund Sicherheit?
Indem ich für ihn ALLE Entscheidungen treffe und alles für mich beanspruche. Wenn der Hund KEIN Eigentum hat, kein Spielzeug, Liegeplatz usw. gehört alles dem Menschen (er darf es natürlich nutzen mit unseren Erlaubnis) dann braucht der Hund nichts zu verteidigen, kontrollieren, sichern und bleibt selbst entspannt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass der Hund (aus Hundesicht) nichts falsch macht, wenn er in der Wohnung markiert, seinen Knochen verteidigt, uns anspringt und dominiert, Essen klaut usw. Dies entspricht seinen Trieben. Probleme entstehen, wenn der Mensch ihn für diese Dinge bestraft. Der Hund versteht die Welt nicht mehr. Ihn für etwas zu bestrafen, was bereits passiert ist, hat keinen Sinn. Statt dem Hund ständig etwas zu verbieten oder zu bestrafen, ist es besser, ihm zu zeigen wie es richtig ist und wie die Aufgaben aufgeteilt sind.
Beispiel: Statt sagen "nicht springen" ...besser ist sagen "sitz".
Es ist immer besser vorzubeugen, so dass er Erfolg hat in der Verhaltensweise, die dem Menschen gefällt.
Denken Sie immer daran: Der Hund hat nie ein Problem mit uns (egal wie wir sind) ,er passt sich immer an,
nur Sie haben ein Problem mit Ihrem Hund wenn sie ihn nicht verstehen können.
Ich wünsche Euch/Ihnen viel Erfolg in dem tierischen Zusammenleben.
Joanna Schepelak